Philosophie, den Menschen betreffend

Die Gestaltung von Orten ist meine Profession, aber was mich interessiert ist der Mensch der hier lebt. Und nach so vielen Jahren der Auseinandersetzung mit sozialen Bereichen kann ich sagen, dass die Orte gemessen an den Bedürfnissen der Menschen immer noch nicht ‚stimmen’. Nur durch die Brille der Ökonomie gesehen, aus dem reduzierenden Blickwinkeln von Sicherheit und Hygiene geschaut, entstehen Orte die dem Menschen nicht in seiner Ganzheit dienlich sind.

Was der Mensch braucht und sei er noch so eingeschränkt in der Bewältigung seines Alltags, das ist das ganz Normale - auch das Schöne, auch das Besondere, auch das was überrascht und erfreut. Die unterstützende und motivierende Kraft solcher Qualitäten und deren Wert für die professionelle Betreuung wird oft nicht gesehen oder unterschätzt.

An dieser Stelle geht es nicht nur um die Veränderung von Orten, sondern auch um Veränderung von Haltungen. Hier möchte ich (weiterhin) teilhaben und meinen Teil beitragen. Die Diskussionen um Barrierefreiheit, Integration und Inklusion sowie das konsequente Durchsetzen all dessen auf der Ebene der Legislative, haben das Leben der von Behinderung, Krankheit, Alter betroffenen Menschen bereits wesentlich verbessert.

Aber etwas fehlt. Noch gibt es keine drängende Forderung nach ‚schöner Gestalt’ für soziale Orte, gibt es keine Vorschriften und Normen für Wohlgefühl, Identifikation, Intimität, Attraktivität, Freundlichkeit, und auch keine für Glücklichsein.

Ich möchte mich einsetzen für das was oft fehlt: für die Selbstverständlichkeit normal schöner Lebenswelten an den Orten professioneller betreuender Arbeit. Mein Plädoyer ist eine Plädoyer für die Abschaffung psychischer Barrieren aus Nüchternheit und Sachlichkeit und Funktionalität. Meine Vision ist eine Vision von ‚glückenden Tagen’ an Orten die auf allen Ebenen menschlicher Bedürfnisse ernst nehmen und unterstützen.

In seinem Buch ‚Atmosphären’ sagt der Architekt Peter Zumthor das Folgende: ‚... vielleicht hat es am Ende ein bisschen, das muss ich vermutlich zugeben, vielleicht hat es ein bisschen mit Liebe zu tun. Ich liebe Architektur, ich liebe die gebauten Umgebungen und ich glaube, ich liebe es, wenn die Leute das auch lieben. Ich muss das zugeben, es freut mich, wenn es mir gelingen würde, Dinge zu schaffen, die andere Leute lieben.

Es hat mich beeindruckt und ermutigt das zu lesen. Und ich? - Es hilft mir beim Entwerfen zu wissen, dass das was ich schaffe Menschen gefällt und ihnen gut tut. Auch ich liebe die Schönheit eines gelungen gestalterischen Entwurfs, die Schönheit eines wohlgeratenen Ortes. Aber am meisten liebe ich das Leben was auf diese Weise ermöglicht wird. Es hilft mir beim Durchsetzen meiner Entwürfe zu wissen dass sie notwendig sind damit es ‚besseres Leben’ gibt. Und es ist (m)ein Glück, wenn meine Arbeit einen Beitrag leisten kann zu immer mehr gelingendem Leben und zu vielen‚ geglückten Tagen’.